Druckgrafik – Die verschiedenen Arten der Drucktechnik

Möchten Sie einen Kunstdruck erwerben? Kunstdrucke gibt es in allen Größen und Formen. Bevor Sie kaufen, ist es empfehlenswert, zunächst festzustellen, welche Art des Druckes Sie erwerben wollen. Soll es eine Lithographie, eine Serigraphie oder ein Giclée sein? Ist der Druck eine fotomechanische Reproduktion? Welche Unterschiede gibt es zwischen diesen Drucktechniken? Wenn Sie die verschiedenen Techniken kennen, macht es die richtige Entscheidung einfacher.

 

Welche Formen der Druckgrafik gibt es in der Kunst?

Druckgrafiken werden in unterschiedlichen Qualitäten und Verfahren erstellt. Hier finden Sie eine Übersicht der wesentlichen Verfahren und Techniken wie künstlerische Grafiken entstehen:

 

Die Lithographie (Steinlithographie)

Die Lithographie ist das älteste Flachdruckverfahren. Es gehörte im 19. Jahrhundert zu den am meisten angewendeten Drucktechniken für farbige Drucksachen.Als Druckplatte wird hier ein geschliffener Stein eingesetzt. Das zu druckende Motiv wird hier mit Fettkreide oder -Tinte direkt auf einen flach geschliffenen Stein gezeichnet. Danach wird eine Ätzflüssigkeit auf den Stein aufgetragen, die nur dort in die Poren des Steins einzieht, wo kein Fett aufgetragen wurde. Nach einer umfassenden Säuberung des Steins erhält man zwei unterschiedliche Bereiche. – wasserabstoßende und wasseranziehende Bereiche.

 

Der eingefettete Bereich kann eine neu aufgetragen Farbe aufnehmen und diese wieder per Druck an ein Papier abgeben. Der andere glatte Bereich (geätzt) nimmt die Farbe nicht mehr auf und bleibt daher bei einem Druck auf ein Papier leer.

 

Dieser Arbeitsschritt erfolgt für jede Farbe und daher kommt auch der Name Farblithographie. Da das Verfahren sehr aufwändig ist, werden die Kunstwerke in der Regel in kleinen Auflagen produziert. Bei der Produktion der Lithographien handelt es sich nicht um Massenproduktion.Es gibt immer nur eine limitierte Anzahl von qualitativ hochwertigen Kunstdrucken / Kunstgrafiken und ist somit ein eher teures und anspruchsvolles Druckverfahren.

Dichte, Herkunft und Verarbeitung des Steins sind für die Qualität des Drucks ausschlaggebend (meist Kalkschiefersteine). Sie sind speziell geschliffen und müssen eine bestimmte Stärke aufweisen (ca. 5 bis 15 Zentimeter), um nicht zu brechen.

 

Jörg Immendorff Aurora ansciht vorderseite
Lithographie von Jörg Immendorf, Aurora

 

Der Farb-Holzschnitt

Analog wie bei der Lithographie handelt es sich bei dem Farbholzschnitt um eine manuelle Drucktechnik. Als Medium dient hier allerdings kein Stein sondern es werden Holzplatten für die Produktion verwendet. Hierbei wird ein Motiv auf eine Holzplatte gezeichnet und mit Holzschneidewerkzeugen bearbeitet, um verschiedenartige Vertiefungen zu erzeugen bzw. Erhebungen stehen zu lassen, die später die Farbe aufnehmen und über den Druck auf das Papier wieder abgegeben werden.

 

Der Farbholzschnitt ist eine Technik, bei der verschiedene Holzschnittplatten für verschiedene Farben verwendet werden. Die Farbe wird mit einer Gummiwalze auf den Druckstock aufgewalzt. Beim japanischen Farbholzschnitt werden die unterschiedlichen Farben von Hand auf die Druckplatte aufgetragen.

 

Für ein Blatt können auch verschiedene geschnitzte und gefärbte Druckplatten verwendet werden. Der Aufwand für die Erstellung von Farbholzschnitten ist sehr hoch, da der Druckstock nur für eine kleine Druckauflage verwendet werden kann.

 

Die Radierung (Ätztechnik)

Die Radierung ist eine Drucktechnik aus dem 16. Jahrhundert. Dabei wird zuerst eine Zeichnung mit Bleistift auf eine lackierte metallische Druckplatte übertragen; anschließend werden die gezeichneten Linien in die Lackschicht eingeritzt. Ein Säurebad sorgt dafür, dass sich die eingeritzten Linien in die Platte einätzen und Vertiefungen in der Druckplatte erzeugen.

 

Die Radierung gehört daher zu den Tiefdruckverfahren. Die Druckplatten bestehen überwiegend aus Kupfer oft auch aus Zink oder Messing. Radierungen gibt es häufig in Schwarz- und Grautönen, da Farbradierungen sehr schwer herzustellen sind. Auch hier sind die Auflagen in der Regel klein, da die Platte mit jedem Druck an Qualität verliert. Häufig werden Radierungen nachträglich mit Aquarellfarbe oder Buntstiften coloriert. In der Regel beschränkt sich die Auflagenhöhe auf wenige hundert Exemplare.

Franz Hecker ist ein Osnabrücker Maler, der mit seinen Radierungen sehr bekannt wurde.


franz hecker primula veris vorne
Eine Radierung von Frank Hecker, Primular veris


Die Granolithographie

Bei einer Granolithographie handelt es sich um ein mehrstufiges Lichtdruck-Verfahren. Das Granolitho-Druckverfahren ist ein patentiertes, auf den Techniken des Lichtdruckes basierendes, rasterloses Kunstdruckverfahren. Der rasterlose Litho-Aufbau in zahlreichen Farben ermöglicht eine perfekte, farbechte Wiedergabe eines Kunstwerkes. Schwer zu erreichende Farbtöne wie Orange, ein kräftiges Rot, Türkisblau oder Graustufen können farbgetreu wiedergegeben werden. Dieses Druckverfahren eignet sich gut für höhere Auflagen. Zum Beispiel sind Hundertwasser Granolithographien auf 2.000 Exemplare pro Motiv limitiert.


hundertwasser regentag in indien Voderansicht
Beispiel Friedensreich Hundertwasser

 

Giclée  Digitaldruck

Die Bezeichnung Giclée leitet sich von dem französischen Verb gicler ab, das übersetzt spritzen oder sprühen bedeutet. Der Name verrät die moderne Tintenstrahl Drucktechnologie als Basis dieser Drucktechnik. Seit den 90er Jahren sind spezielle, großformatige und hochauflösende Tintenstrahldrucker in der Lage, Giclée Prints herzustellen. Je nach Druck werden hierbei zwischen 6 und 12 verschiedene Farbtinten eingesetzt. Es ist besonders geeignet, um farb- und detailreiche Bilder zu reproduzieren. Der Gicléedruck hat eine sehr hohe Auflösung, die zu einer extremen Detailgenauigkeit sowie zu einem guten Kontrast und Sättigungsgrad der Farbe führt. Die Drucke können in verschiedenen Auflagen preiswert hergestellt werden. Hochwertige Auflösungen und Tinten sorgen für eine lange Lichtbeständigkeit und sind auf verschiedenen Qualitäten von Papieren und Leinwänden möglich.

 

Die Offset bzw. Farboffsetlithografie

Die Offsetlithographie ist die moderne Druckform der Lithografie, bei der anstelle von Steinplatten biegsame Metallplatten auf Walzen als Druckformen benutzt werden. Bei diesem maschinellen Verfahren können mit zwischengeschalteten Gummizylindern auch Blechtafeln oder Papierbögen mit Farben nacheinander bedruckt werden. Hierdurch entsteht ein indirekter Flachdruck der schnell und kostengünstig ist und als Massenproduktion höhere Stückzahlen ermöglicht.


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Offset-Lithographie von Mel Ramos, Mobilcom – St. Pauli II

 

Der Siebdruck (Serigraphie / Farbserigraphie )

Der Siebdruck ist die jüngste der grafischen Drucktechniken. Hierbei handelt es sich um ein sogenanntes Durchdruckverfahren, bei dem ein Sieb als Druckform dient. Der Siebdruck, auch Serigrafie genannt, ist ein Druckverfahren und kann auf vielen unterschiedlichen Materialien erfolgen.Das Sieb wird auf eine zu bedruckende Unterlage gedrückt. Einige Bereiche des Siebes werden farbdurchlässig und andere farbundurchlässig gemacht, es dient quasi als Schablone und nur dort wo das Sieb durchlässig ist, kommt Farbe auf das darunterliegende Papier. Der Vorgang des maschinellen Farbdurchdrucks kann theoretisch unbegrenzt wiederholt werden ohne erkennbare Abnutzung, sodass hohe Auflagen auch kostengünstig herzustellen.


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Serigraphie von Otto Piene, Rainbow my love

 

Die 3D Grafiken

Um 1977 wurde diese neue Technik von James Rizzi (1950 – 2011) entwickelt. Hierzu werden in einem Bild zwei Bildebenen geschaffen. Als Basis wird im Original zunächst eine vollständige Grafik erstellt. Aus einer zweiten identischen Grafik werden dann nur einzelne Teilstücke herausgeschnitten und mit Schaumstoffpolstern auf die Hintergrundgrafik aufgesetzt. Somit heben sich Teilbereiche von dem Hintergrundbild ab und erzeugen mit dem entstehenden Schatten beim Betrachter eine dreidimensionale Wirkung.Heute gibt es mehrere Künstler (z.B. Charles Fazzino) die diese Technik übernommen und auch weiter entwickelt haben. Da es sich um Handarbeit handelt ist jeder Druck auch quasi ein kleines Unikat. In der Regel werden kleine Auflagen von maximal wenigen hundert Exemplaren hergestellt.


james rizzi nagano 98
Hier ein Beispiel für 3D-Grafik von James Rizzi, Nagano 98

 

Welche Druckgrafik soll ich kaufen? Die richtige Druckgrafik finden und kaufen

Wenn Sie eine Druckgrafik erwerben wollen, dann sollte sie Ihnen in erster Linie gefallen. Hierbei sind die Motive, die Künstler für Ihr Werk wählen von zentraler Bedeutung. Das Motiv spiegelt immer auch die Perspektive des Künstlers wider und transportiert Stimmungen, Erfahrungen und Gefühle.

 

Der Farbauswahl des Künstlers bedeutet für das Werk ebenso viel wie das Motiv. Manchmal kolorieren einzelne Künstler ihr Werk nach dem Druck auch noch einmal per Hand nach.

 

Auf den originalen Druckgrafiken sollten sich bestimmte Merkmale, wie die limitierte Auflage und die Signatur des Künstlers wiederfinden. Die Druckverfahren zur Herstellung von Druckgrafiken sind meist manuell und deshbalb sehr aufwändig. Durch die verwendete Druckgrafik-Technik wird ebenso die Textur und Farbauswahl des Werks beeinflusst.

 

Für Kunstsammler bietet die Druckgrafik m Vergleich zu den Originalwerken eine wesentlich günstigere Gelegenheit Kunst zu erwerben. Die Preisgestaltung einer Druckgrafik hängt dabei weiters vom Bekanntheitsgrad des Künstlers und von der Höhe der Edition ab. Auch Druckgrafiken bedeutender Künstler können über die Zeit ebenso an Wertsteigerungen gewinnen.

 

Wieviel kosten Bilder als Druckgrafik?

Der Preis einer Druckgrafik oder einer Originalgrafik wird durch die Höhe der Auflage und die jeweilige Nachfrage bestimmt. Streng limitiert, nummeriert und signiert ist jede Druckgrafik somit auch ein Original. Die Nachfrage ist umso höher je bekannter und bedeutender ein Künstler ist. Hat man sich für einen einzelnen Künstler entschieden, entscheidet auch die Größe der Druckgrafik und der Aufwand bei der Erstellung.

 

Welche Druckgrafiken gibt es von bekannten Künstlern in der zeitgenössischen Kunst?

Hier ist eine kleine Auswahl an Künstlern, von denen es verschiedene Druckgrafiken in unterschiedlichen Auflagen, Größen und Preisen gibt:

 

Druckgrafiken von Mel Ramos

Druckgrafiken von Georg Baselitz

Druckgrafiken von Günther Uecker

Druckgrafiken von Erró

Druckgrafiken von Jörg Immendorff

Druckgrafiken von Otto Piene

Druckgrafiken von Gerhard Richter